Frühjahrskonzert 2009
Rheinische Post (Ausgabe Grenzland Kurier) vom 24.03.2009
Gereiftes Orchester Opus 125
von Sabine Zeller
VIERSEN. - Als Musikbegeisterte in einem Projektorchester ein Benefizkonzert mit Beethovens 9. Sinfonie (Op. 125) für die Renovierung der Festhalle gaben, hätten sie wohl kaum gedacht, dass einige von ihnen sich zehn Jahre später für treue Unterstützung bei Sponsoren und Publikum bedanken könnten. Doch beim gutbesuchten Konzert in St. Clemens Süchteln bildete – im Anschluss an die Vorstellung des Orchesterstipendiaten Florian Bremm (Trompete) – genau diese aufmerksame Geste den Auftakt.
Wenn zum Jubliäum auch kein Beethoven gespielt wurde, so geisterte er doch im Programm, das hohe Ansprüche an das Amateurorchester und seinen Dirigenten Michael Mengen stellte mit der Sinfonie Nr. 7 h-Moll („Unvollendete“) von Franz Schubert und dem Konzert für Violine und Orchester D-Dur von Johannes Brahms. Beide Komponisten zeugen in ihrem Schaffen von intensiver Auseinandersetzung mit dem als Gigant empfundenen Vorgänger. 1878 schrieb Brahms sein zauberhaft schönes Werk, das seinerzeit als „Konzert gegen die Violine“ geschmäht wurde, weil der ungemein raffinierte Part der Violine nicht auf virtuose Brillanz zielt, sondern der symphonisch gedachten Gesamtkonzeption dient. Der Solist Fabian Kircher spielte in dieser Balance. Er verband technisches Vermögen mit leuchtendem Melodiefluss und machte sich als erfahrener Konzertmeister der Niederrheinischen Sinfoniker zu einem Teil des Klangkörpers. Der litt zwar stellenweise an Intonationsschwächen der ersten Oboe, ist aber insgesamt mit den Jahren deutlich gereift. Erfreulich einig und klangschön gegenüber früheren Konzerten zeigten sich die Violinengruppen. So gelang dem Orchester über weite Strecken durchlässiges Musizieren. In der Sinfonie sorgte Mengen für soviel strukturelle Klarheit, wie die Akustik zuließ. Der satt-melancholische Ton hatte aber wenig von der unverwechselbar schubertschen Legierung aus Heiterkeit und Schmerz. Subjektive Empfindung will der estländische Komponist Arvo Pärt in seiner stilistisch sehr persönlichen Musik nicht ausdrücken. Sein rund dreißig Jahre altes meditatives Werk „Fratres“ (Fassung für Streichorchester und Percussion) passte bestens in den Raum und führte selbstlos in "Romantische Klangwelten".